Wirtschaftskanzleien - Arbeitszeiten
Spannend für Ein- oder Umsteiger sind natürlich auch die Eckdaten der Beschäftigung: Also Arbeitszeiten und Gehälter.
Mehr als 35 Stunden die Woche wird in jeder Wirtschaftskanzlei
gearbeitet. Trotzdem gibt es signifikante Unterschiede. In manchen
Kanzleien gehen die Lichter in der Regel gegen 20 Uhr aus, bei
anderen erst zwei Stunden später, und in einigen trifft
man sich samstags, um die eingegangene Post zu sortierten. Amerikanische
Kanzleien gelten als härter als englische, aber auch hier
gibt es Abstufungen. Nachfragen: kommen viele Anfragen aus den
USA spät abends? Deutsche Kanzleien verweisen oft darauf,
weniger Druck zu haben, weil die Engländer und Amerikaner
in ihren Heimatländern oft horrende Stundensätze nähmen
und in Deutschland mit niedrigeren Stundensätzen und längeren
Arbeitszeiten dieselbe Profitabilität erreichen wollten
- vor allem, weil die Partner dort nicht (über ein Lockstep-System)
ihren eigenen Profit geschmälert sehen wollen, weil die
deutschen weniger profitabel arbeiten. Allerdings: auch einige
deutsche Kanzleien gelten als "sehr hart" von den
Arbeitszeiten her und stehen ihren anglo-amerikanischen Kollegen
sicher in nichts nach.
Generell muss man sich in allen Wirtschaftskanzleien bewusst
sein: es kann abends später werden oder Wochenendarbeit
nötig sein, wenn aufgrund äußerer Umstände
enge Terminrahmen eingehalten werden müssen. Die Regel
sollte dies aber nicht sein.
Oft arbeitet man in den renommierteren Kanzleien länger
und verdient dort auch mehr. Eine Leitlinie: Freshfields Bruckhaus
Deringer, Clifford Chance Pünder, Linklaters Oppenhoff
Rädler, Hengeler Müller, Gleiss Lutz Hootz Hirsch
haben wohl etwas kürzere Arbeitszeiten als Shearman &
Sterling oder Skanden Aps und etwas längere als Lovells
Boesebeck Droste, Wessing oder Whiet & Case, Fedderssen.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, und die
Arbeitszeiten von Büro zu Büro derselben Sozietät
unterliegen oft beträchtlichen Schwankungen. Brüssel
gilt allgemein beispielsweise als lockerere Adresse in Vergleich
zu Frankfurt, Stuttgart oder München.
Einige Kanzleien bieten mittlerweile auch Tätigkeiten
ohne Partnerchancen mit geregelten Arbeitszeiten an. Das nennt
sich dann beispielsweise "professional support lawyer"
oder "knowledge management" und kann anspruchsvolle
juristische Arbeit (mit oder ohne Mandantenkontakt) bedeuten,
manchmal aber auf eine reine Bibliothekarsstelle hinauslaufen.
Je größer und angesehener die Kanzlei und je länger
die Arbeitszeiten, desto höher die Bezahlung, kann als
Faustregel gelten. Amerikaner zahlen meist mehr als Engländer
und Deutsche, mit WP-Gesellschaften assoziierte Sozietäten
(Andersen Luther, KPMG, Menold & Aulinger, PriceWaterhouseCoopers
Veltins) meist weniger als Nur-Anwälte. Einige Kanzleien
bieten dafür spezielle Vergünstigungen oder Boni
(Berufsunfähigkeitsversicherung, Essensgutscheine und
Fahrgeld bei Lovells in Frankfurt, Leasing-Programme für
Autos bei Andersen, Umzugskosten bei Wohnungswechsel bei Baker
& McKenzie). Früher waren die Gehälter in Frankfurt
meist höher als anderswo, weil sich da sehr viele Kanzleien
um eine begrenzte Anzahl von Bewerbern stritten, das hat sich
mittlerweile aber bei den meisten Kanzleien angeglichen. Einige
Kanzleien zahlen bei besonders hohen Qualifikationen mehr
als bei "normalen" Qualifikationen (White &
Case: Doktor-Titel und LL.M. erhöhen das Einstiegsgehalt,
Lovells: zweimal Prädikat und Doktor-Titel erhöhen
das Einstiegsgehalt, Gleiss: Einstiegsgehalt von Qualifikationen
abhängig). Einige Kanzleien bieten darüber hinaus
Boni, die vom Erfolg der Kanzlei oder der Leistung des Bewerbers
(White & Case, Andersen Luther) abhängen. Bei letzterem
sollte man im Bewerbungsgespräch fragen, nach welchen
Kriterien der Bonus ausgeschüttet wird und wieviel %
der Junganwälte ihn tatsächlich erhalten. Außerdem
eine interessante Frage: wie entwickelt sich die Bezahlung
in den ersten Berufsjahren weiter?
Einige Daten (Stand: Herbst 2001):
Shearman & Sterling: 170.000 DM
Linklaters Oppenhoff Rädler: 160.000 DM
White & Case, Feddersen: 135.000 bis 153.000 DM plus Bonus
Allen & Overy: 150.000 DM plus Bonus
Baker & McKenzie: 150.000 DM
Lovells Boesebeck Droste: 140.000 bis 145.000 DM
Gleiss Lutz Hootz Hirsch: 140.000 DM
CMS Hasche Sigle Eschlohr Peltzer Schäfer: ca. 130.000
DM
Menold & Aulinger: 110.000 bis 130.000 DM
PriceWaterhouseCooper Veltins: 120.000 DM
Gassner, Stockmann & Kollegen: 120.000
Andersen Luther: 100.000 DM plus Bonus
KPMG: 100.000 DM plus Bonus
Mehr zum Thema Arbeitszeiten im Glossar unter Face-time,
Lightshow, Billable hours und Eat-what-you-kill.
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